Mai 2022

Bei Große Burgunder in Halle M am Prowein Montag haben einige zum Schluss geschwächelt. So konnten wir am darauffolgenden Sonntag auf der Terrasse des Landhaus Mönchenwerth noch die beiden, übriggebliebenen Burgunderflights trinken. Zunächst starteten wir mit dem atemberaubend schönen 2016 Scharzhofberger Pergentsknop von Van Volxem. Das war trockener Riesling vom Feinsten mit perfekter Struktur, puristischer Frucht, rassiger Säure und intensiver Schiefermineralität. Dürfte sich für mindestens zwei weitere Dekaden weiterentwickeln und durchaus auch noch zulegen – WT97. Weiter ging es mit vier großen Burgundern, alle 50+ Jahre alt und trotzdem altersfrei. Das ist schon überragend, wenn ein simpler Village Wein in einer Händlerabfüllung wie dieser 1971 Volnay von Lefort Grand Cru Qualität zeigt. Ich hatte diesen großartigen, perfekt gereiften Wein vor 2 Jahren für lächerliche € 29 erworben – WT95. Etwas dichter und kräftiger mit dunklerer Farbe und Langstrecken-Potential stand dagegen ein 1971 Beaune 1er Cru Clos du Roy von Doudet-Naudin – WT96. 1971 war einfach ein Traumjahr in Burgund. Ähnlich hohe Qualität gab es aber auch in 1969. Einfach wunderschön trank sich dieser elegante, weiche, schmelzige, ebenfalls altersfreie 1969 Beaune Cuvée Guigone-de-Salins vom Hospice de Beaune, Finesse pur – WT95. Geradezu spektakulär war der 1969 Clos de Vougeot Grand Cru von Remoissenet Père & Fils. Mit verführerischer Nase, rotbeeriger Frucht, Himbeere, Erdbeere und Wildkirsche, mit Trüffeln, Unterholz, einem Hauch Mokka und fantastischer Frische sprang er geradezu aus dem Glas. Am Gaumen war dieserwürzige Clos Vougeot so elegant mit perfekter Balance aus Kraft und Eleganz, dazu mit großartiger Länge. Ein einmaliger, perfekt gereifter Grand Cru war das, nahe der Perfektion und mit noch genügend Potential für Dekaden – WT98.

Den Vatertag feierten wir mit unseren Freunden im Passion de Vin mit einer feinen Vatertagsprobe. Den Anfang machte ein fabelhafter, ultrararer 2014 Gantenbein Riesling, rassig, präzise, absolut trocken, geschliffen mit guter Säure und sehr mineralisch, immer noch sehr jung, aber jetzt schon gut zu trinken – WT96. Darauf folgte eine brilliante 2009 Hermannshöhle GG von Dönnhoff, sehr präzise, min reingeriebenem Felsen, sehr guter Säure und enormer Spannung, dazu mit der saftigen Frucht des Jahrgangs, nähert sich dem Trinkhöhepunkt, hat aber noch große Zukunft – WT95+. 72 Jahre alt, aber immer noch so quicklebendig war der würzige, sehr elegante und harmonische 1950 Marques de Riscal Reserva, der am Tisch auch als jüngerer, gut gereifter Pinot durchging – WT93. Reif, aber immer noch sehr druckvoll mit enormem Tiefgang und Länge, mit der klassischen Cigarbox Aromatik und erdiger Mineralität zeigte sich der 1976 Haut Brion – WT94. Ein großer Klassiker in erster Reife war der faszinierende 1978 Latour mit dieser typischen Walnuss-Aromatik. Der hat sich sehr gut entwickelt und dürfte das noch einige Dekaden weiter tun – WT95. Dann kam einer meiner ständigen Favoriten, der immer noch so frische, unsterbliche 1982 Grand Puy Lacoste mit roter und schwarzer Johannisbeere, Zedernholz, Trüffeln, Leder, dunkler Schokolade und Bleistift Mineralität, so elegant, balanciert und harmonisch – WT95. Mit GPL, wie der Grand Puy Lacoste bei seinen vielen Fans geißt, kann man einfach nichts falsch machen. Perfekter Schlusspunkt unserer Vatertagsprobe war dieser außergewöhnliche Pauillac aus Kalifornien, der 1992 Dominus, so minzig und ledrig mit grandioser Struktur und feiner, süßer Opulenz, einfach nahe der Perfektion – WT98.