Oktober 2013

Investment in Leidenschaft

Georg Weber, „Mr. Monteverro“, präsentierte seine Weine höchstpersönlich zu einem Galadiner während der Luvina in Luzern. In einem großen Interview gab es dazu viel Hintergrundinformationen zum ambitionierten Projekt Monteverro. Schnell wurde klar, dass hinter diesem Shooting Star jede Menge Leidenschaft, aber auch ein massives, sehr planvolles Investment steht.

Sehr spannend dann, was wir bei dieser Veranstaltung in die stets gut gefüllten Gläser bekamen. Frisch, fröhlich und leicht, ein klassischer Sommerwein der 2012 Vermentino von Monteverro – WT86. Nur 3.900 Flaschen gibt es vom 2010 Monteverro Chardonnay. Ein großer, kräftiger, sehr frischer Chardonnay mit faszinierender Aromatik, feine Kräuternote, sehr mineralisch, baut enorm im Glas aus und wird immer nussiger, dabei sehr lang am Gaumen. Stilistisch ein perfekter Spagat zwischen dem Besten aus Kalifornien und Burgund mit langer Zukunft – WT95.

Erstaunlich zugänglich präsentierte sich der 2010 Terra di Monteverro. In der Nase Lavendel, die kräuterige Art der Macchia, feine Fruchtsüße, gute Struktur und einfach sehr guter Trinkfluss – WT93.

Spannend der Vergleich der drei „großen“ Monteverros. 2008 Monteverro war offen, beerig, sexy, opulent, füllig und explosive, ohne dabei überladen zu wirken. Ein famoses Erstlingswerk – WT95. Eleganter, feiner und etwas stimmiger mit Finesse pur der sehr charmante 2009 Monteverro, unter dessen betörender Frucht sich kräftige, aber reife Tannine verbergen – WT96. Noch ganz am Anfang der enorm konzentrierte 2010 Monteverro, der nach ein paar Jahren Lagerung schreit. Dann werden aus den WT94+ sicher WT97, vielleicht auch mehr. Als Fassprobe war dieser Wein im Frühjahr letzten Jahres einer der faszinierensten Jungweine, die ich je im Glas hatte.

Explosiv, offen und üppig auch der 2008 Tinata – WT94. Sehr stimmig, würzig mit wunderbarer Frucht der bei allem aromatischem Druck feine und elegante 2009 Tinata, jetzt einfach in bestechender Form – WT95. Bissig, verschlossen, aber mit gewaltigem Potential der 2010 Tinata, den man am Besten ein paar Jahre in Ruhe lässt – WT92+.

Und wie geht es weiter bei Monteverro? Mit 2011 und 2012 sollen zwei riesengroße Jahrgänge in den Kellern liegen. Auch mit den gerade erst geernteten 2013ern ist Georg Weber sehr zufrieden.

Best Bottle im Agatas

Als ob wir es gerochen hätten. Gerade hat der Michelin die Küche des Agatas mit einem Stern ausgezeichnet. Eine Woche vorher waren wir zum ersten mal dort. Eine Art kleines Separée bietet das Agatas im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf, ideal geeignet für kleinere Proben. Das probierten wir mit einer spontanen Best Bottle aus.

Auf hohem Niveau ging es los. Ein tiefes, brilliantes Goldgelb hatte der 1982 Clos St. Hune von Trimbach, sehr gute, knackige Säure, reife Zitrusfrüchte, nur ein Hauch von Petrol, hohe kalkige Mineralität und messerscharfe Struktur. Immer noch so jung wirkte dieser 31jährige, trockene Riesling, das war großes Kino - WT96. Der deutlich hellere, immerhin 16 Jahre jüngere 1998 Clos. St. Hune von Trimbach wirkte zu Anfang weicher, weiter und fruchtiger, doch das täuschte. Wir hätten ihn 1-2 Stunden vorher dekantieren müssen. So legte dieser ebenfalls trockene, große Riesling zwar in atemberaubenden Tempo im Glas zu, war aber leer, bevor er auch nur ansatzweise zeigen konnte, was er drauf hat - WT93+. Unbedingter Tipp als für alle, die an einen dieser sehr raren, teuren und ewig alternden Clos St. Hunes dran kommen: Zeit, Luft und große Gläser.

Vom zweiten Zwillingspaar schwächelte einer deutlich. Der 2001 Chateau d´Ampuis war leider deutlich fehlerhaft, Maggi in der oxidativen Nase, nachgesüßtes Maggi am grenzwertigen Gaumen. Deutlich besser mit Kraft, Fülle und feinem Schmelz der 2003 Chateau d´Ampuis, der zwar reif wirkte, im Glas aber gut ausbaute - WT93. Als Ersatzflasche für den fehlerhaften 2001er sprang dann ein 1997 Penfolds Grange ein. Sehr dichte, junge Farbe, deutlich mehr Kraft und Struktur als in Weggis auf der Grange-Vertikale, da kaute der Koala auf den Eukalyptusblätter, betörende Frucht, Minze, elegant und sehr nachhaltig zugleich mit genialer Struktur und gewaltiger Länge - WT97.

An der typischen Dillnote war der 1995 Silver Oak Napa sofort zu erkennen. Feine, rote Frucht, so elegant, so fein, so spielerisch und absolut stimmig, kein Alter - WT95. Enttäuschend dagegen der 1995 Phelps Insignia mit dunkler, dumpfer, amaronig wirkender Frucht, etwas Minze. Baute zwar im Glas aus, aber der hätte deutlich besser und frischer sein müssen - WT92.

Reif und weich zeigte sich der 1995 Canon-la-Gaffelière mit pflaumiger Frucht, Leder, Tabak und erdiger Mineralität - WT91. Eher von der leichtgewichtigen Sorte war der 1982 Chateau Musar aus dem Libanon, der nicht mehr die Klasse der älteren Musars zeigte, in der laktischen Nase etwas flüchtige Säure, am Gaumen fruchtig und fein - WT90.

Große Weine brauchen große Flaschen. Das wurde sehr deutlich bei dieser phänomenal guten 1964 Pichon Comtesse, die Uwe Bende aus einem eiskalten Keller ausgegraben hatte. Normal dürfte dieser Wein aus längst über den Zenit sein, doch hier zeigte er sich von seiner besten Seite. Sehr fein, sehr elegant, burgundisch im besten Sinne mit süßem Schmelz und den Kaffee- und Mokkanoten, wie man sie bei reifen, großen Burgundern oft findet - WT94. Auf gleichem Niveau die 1978 Pichon Comtesse, voll da, aber immer noch frisch ohne Alter, sehr minzig, Zedernholz, sehr elegant und stimmig mit enormer Länge - WT94.

Ganz großes Kino der immer noch so junge, druckvolle, komplexe 1985 Solaia - WT97. Uwe hat ihn blind erraten. Kein Wunder, hatten wir ihn doch zwei Wochen vorher schon mal auf gleichem Niveau im Glas. Schwierig dagegen 1996 Corison Cabernet Sauvignon. Der war zwar jung mit sehr schöner Frucht, aber die massive Säure am Gaumen irritierte - WT90.

Und dann gab es als Abschluss noch ein ganz besonderes Highlight. Eigentlich gibt es den 2012 Hipping von Keller nicht, zumindest nicht für Normalsterbliche. Sehr jung, sehr schlank, intensive Mineralität, messerscharfe Präzision, der fräste sich geradezu in den Gaumen - WT92+. Ob die Queen da amused war? Die hatte nämlich zu ihrer damaligen Kröhnung einen Hipping vom Roten Hang gehabt. Und genau diesen Wein bekam sie jetzt zum 60. Thronjubiläum wieder, diesmal vom Weingut Keller. Keine Ahnung, wo der Rainer den her hatte. Ich bezweifle, dass er beim Thronjubiläum dabei war und ihn dort hat unterm Tisch verschwinden lassen. Wichtig war nur, dass er diesen seltenen Wein mit uns geteilt hat, dafür herzlichen Dank.